4 Die Implementierung / Decodierung beruht auf den Angaben aus dem Do-
5 kument "PIC LWE-Tastatur" in der Fassung vom 9. 3. 2001, insbesonde-
6 re Tabelle 3 im Kapitel 4.3 Tastencodes. In U-Boot werden die vom
7 Keyboard-Controller gelesenen Daten hexadezimal codiert in der auto-
8 matisch angelegten Environment-Variablen "keybd" übergeben. Ist kei-
9 ne Taste gedrückt worden, steht dort:
11 keybd=000000000000000000
13 Der decodierte Tastencode ("keybd") kann mit den "bootargs" an den
14 Linux-Kernel übergeben und dort z. B. in einem Device-Treiber oder
15 einer Applikation ausgewertet werden.
19 Sonderfunktionen beim Booten:
21 Es lassen sich eine oder mehrere (beliebig viele) Tasten oder Tasten-
22 kombinationen definieren, die Sonderfunktionen auslösen, wenn diese
23 Tasten beim Booten (Reset) gedrückt sind.
25 Wird eine eingestellte Taste bzw. Tastenkombination erkannt, so wird
26 in U-Boot noch vor dem Start des "Countdown" und somit vor jedem an-
27 deren Kommando der Inhalt einer dieser Taste bzw. Tastenkombination
28 zugeordneten Environment-Variablen ausführen.
31 Die Environment-Variable "magic_keys" wird als Liste von Zeichen ver-
32 standen, die als Suffix an den Namen "key_magic" angefügt werden und
33 so die Namen der Environment-Variablen definieren, mit denen die
34 Tasten (-kombinationen) festgelegt werden:
36 Ist "magic_keys" NICHT definiert, so wird nur die in der Environment-
37 Variablen "key_magic" codierte Tasten (-kombination) geprüft, und
38 ggf. der Inhalt der Environment-Variablen "key_cmd" ausgeführt (ge-
39 nauer: der Inhalt von "key_cmd" wird der Variablen "preboot" zugewie-
40 sen, die ausgeführt wird, unmittelbar bevor die interaktive Kommando-
41 interpretation beginnt).
43 Enthält "magic_keys" z. B. die Zeichenkette "0123CB*", so werden
44 nacheinander folgende Aktionen ausgeführt:
46 prüfe Tastencode ggf. führe aus Kommando
47 in Variable in Variable
48 -----------------------------------
49 key_magic0 ==> key_cmd0
50 key_magic1 ==> key_cmd1
51 key_magic2 ==> key_cmd2
52 key_magic3 ==> key_cmd3
53 key_magicC ==> key_cmdC
54 key_magicB ==> key_cmdB
55 key_magicA ==> key_cmdA
56 key_magic* ==> key_cmd*
58 Hinweis: sobald ein aktivierter Tastencode erkannt wurde, wird die
59 Bearbeitung abgebrochen; es wird daher höchstens eines der definier-
60 ten Kommandos ausgeführt, wobei die Priorität durch die Suchreihen-
61 folge festgelegt wird, also durch die Reihenfolge der Zeichen in der
62 Varuiablen "magic_keys".
65 Die Codierung der Tasten, die beim Booten gedrückt werden müssen, um
66 eine Funktion auszulösen, erfolgt nach der Tastaturtabelle.
70 => setenv key_magic0 3a+3b
71 => setenv key_cmd0 setenv bootdelay 30
73 bedeuten dementsprechend, daß die Tasten mit den Codes 0x3A (Taste
74 "F1") und 0x3B (Taste "F2") gleichzeitig gedrückt werden müssen. Sie
75 können dort eine beliebige Tastenkombination eintragen (jeweils 2
76 Zeichen für die Hex-Codes der Tasten, und '+' als Trennzeichen).
78 Wird die eingestellte Tastenkombination erkannt, so wird in U-Boot
79 noch vor dem Start des "Countdown" und somit vor jedem anderen Kom-
80 mando das angebene Kommando ausgeführt und somit ein langes Boot-
83 Praktisch könnten Sie also in U-Boot "bootdelay" auf 0 setzen und
84 somit stets ohne jede User-Interaktion automatisch booten, außer,
85 wenn die beiden Tasten "F1" und "F2" beim Booten gedrückt werden:
86 dann würde ein Boot-Delay von 30 Sekunden eingefügt.
89 Hinweis: dem Zeichen '#' kommt innerhalb von "magic_keys" eine beson-
90 dere Bedeutung zu: die dadurch definierte Key-Sequenz schaltet den
91 Monitor in den "Debug-Modus" - das bedeutet zunächst, daß alle weite-
92 ren Meldungen von U-Boot über das LCD-Display ausgegeben werden;
93 außerdem kann man durch das mit dieser Tastenkombination verknüpfte
94 Kommando z. B. die Linux-Bootmeldungen ebenfalls auf das LCD-Display
95 legen, so daß der Boot-Vorgang direkt und ohne weitere Hilfsmittel
96 analysiert werden kann.
100 In U-Boot werden folgende Environment-Variablen gesetzt und abgespei-
103 (1) => setenv magic_keys 01234#X
104 (2) => setenv key_cmd# setenv addfb setenv bootargs \\$(bootargs) console=tty0 console=ttyS1,\\$(baudrate)
105 (3) => setenv nfsargs setenv bootargs root=/dev/nfs rw nfsroot=\$(serverip):\$(rootpath)
106 (4) => setenv addip setenv bootargs \$(bootargs) ip=\$(ipaddr):\$(serverip):\$(gatewayip):\$(netmask):\$(hostname)::off panic=1
107 (5) => setenv addfb setenv bootargs \$(bootargs) console=ttyS1,\$(baudrate)
108 (6) => setenv bootcmd bootp\;run nfsargs\;run addip\;run addfb\;bootm
110 Hierbei wird die Linux Commandline (in der Variablen "bootargs") im
111 Boot-Kommando "bootcmd" (6) schrittweise zusammengesetzt: zunächst
112 werden die für Root-Filesystem über NFS erforderlichen Optionen ge-
113 setzt ("run nfsargs", vgl. (3)), dann die Netzwerkkonfiguration an-
114 gefügt ("run addip", vgl. (4)), und schließlich die Systemconsole
115 definiert ("run addfb").
117 Dabei wird im Normalfall die Definition (5) verwendt; wurde aller-
118 dings beim Reset die entsprechende Taste gedrückt gehalten, so wird
119 diese Definition bei der Ausführung des in (2) definierten Kommandos
120 überschrieben, so daß Linux die Bootmeldungen auch über das Frame-
121 buffer-Device (=LCD-Display) ausgibt.
123 Beachten Sie die Verdoppelung der '\'-Escapes in der Definition von
124 "key_cmd#" - diese ist erforderlich, weil der String _zweimal_ inter-
125 pretiert wird: das erste Mal bei der Eingabe von "key_cmd#", das
126 zweite Mal, wenn der String (als Inhalt von "preboot") ausgeführt